BlogPunk

Bloggen gegen das System

Was ist Blog heute?

In meiner anfänglichen Überlegung einen Blog zu starten, begab ich mich in die Sphären des Internets,
auf die Suche nach hilfreichen Youtube Tutorials, die mir das Einsteigen in einen Blog erleichtern sollten. Das allererste Video das ich fand trug den gloreichen Titel Blog erstellen: Warum du keinen Blog erstellen solltest. Es folgte Warum sich sich ein Blog 2021 nicht lohnt, oder weitere "harmlosere" Videos wie Bloggen für Anfänger: 5 Tipps für deinen Blog.
 
Ich habe mir eine Vielzahl dieser Videos angeschaut und war erstaunt welche Ratschläge und Tipps mir dort nahegelegt wurden. Ich musste schnell einsehen, dass meine Vorstellung über das Wesen eines Blogs, in dem man ehrlich und unkompliziert, persönliche Gedanken und Interessen mit anderen Menschen teilt, inzwischen zu einer raren und antiquitiertem Position, in dem Blog-Business unserer Zeit geworden ist. In der Gesamtheit der Videos ging es mehr darum, dass bloggen sich heute nicht mehr lohnt, weil sich damit nur noch schlecht, oder ineffizient Geld verdienen lässt. Oder es ging eben darum, wie man seinen Blog so gestaltet, dass man damit schnell "erfolgreich" wird. 
Nieschen suchen, um Geld zu verdienen scheint das Paradigma des Blogs zu bestimmen. Hier ein hilfreicher Tipp für alle Blogger*innen: ein veganer und glutenfreier Essensblog, sei eine gute Niesche um schnell eine hohe Leser*innenschaft aufzubauen und erfolgreich zu werden.

Warum Blog wieder Punk muss!

Gerade deshalb ist es um so wichtiger in der heutigen Zeit einen Blog zu starten und zu führen der Alternativen aufweist. Einen Gegenblog darzubieten, der sich dieser kapitalistische Wandlung wehement entgegenstellt und sie gleichzeitig in Frage stellt. Schlimm genug schon, dass sich alle Blogs heut zu Tage der gleichen glattgebügelten Formästehtik bedienen (so auch meiner), aber umso wichtiger wird es dann ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und eine Differenziertheit von Blogs anzustreben.

Das Blogs Punk sein können, zeigen gerade alt eingesesse Blogs wie https://k-punk.org/ von Mark Fisher oder auch Blog-Urgestein Jorn Bargers http://robotwisdom2.blogspot.com/. Sie sind Pioniere des Blog-Punks. 
Klar, fallen ihre Blogs aus unserer Zeit und damit auch in ihrer Erscheinungsform aus unserer Ästhetik, was sie als Blogpunk erst umso deutlicher hervorscheinen lässt. Dennoch stehen diese Blogs vor allem für einen eigenen, ehrlichen und sich selbst treu gebliebenem Anspruch. Was diese Blogs zu Blogpunk macht und von wesentlichen Blogs unterscheidet ist somit alleinig die Tatsache, dass Mark Fisher, als auch Jorn Bargers nichts anderes Taten als einen Blog zu führen, der in seiner Eigenart vorrangig ihnen selbst gerecht wird. 

Punk als Gegengewicht zur Konformität

Dass es Blogpunk heutzutage geben muss und gibt ist indes nur möglich, weil die Diffetenziertheit der Blogs seit ihrer Entstehung, in den 1990er Jahren, übergegangen ist zu einem kapitalisierten und konformistischen Einheitsbrei, der sich in Form und Inhalt gleicht. Stillschweigende und Systemübergreifende Mustervorstellungen darüber wie ein Blog heute auszusehen hat leiten hierbei diese Konformität. Es ist nur schwer möglich sich diesen einheitlichen und unformulierten Regeln zu entziehen, denen ich ebenfalls ausgesetzt bin. Erst das Annerkennen dieser Regeln (das aufzeigen und sichtbar machen) kann der erste Schritt sein, um sie selbst überwinden zu können und sich davon abzugrenzen.
In der Abgrenzung geht es dabei weniger um eine provozierede Andersartigkeit, die als alleiniger Effekt funktioniert, sondern mehr um die implizite Andersartigkeit des Blogs, die unwillkürlich durch seine andere Form oder seinen differenzierten Inhalt gegeben ist. 
Jede*r der/die so bloggt betreibt Blogpunk. Wer Blogpunk tatsächlich betreibt schafft neue Räume und Visonen in unserem Köpfen wie Blog und damit auch, ganz unmittelbar, unsere Realität heute aussehen kann.
 
Ob ich selber (mit meinem harmlosen und süßen Katzenbild in meinem Blog) Blogpunk kann, wird sich zeigen. Auch ich kann mich meiner aalglatten Sozialisation und der Vorliebe für Ordnung nicht entziehen. Aber mit Sicherheit wird es Momente geben, in denen ich aus der Konformität ausbrechen werde.  Alleine das Bewusstsein darüber hat schon einiges geändert.
Zudem ist eines sicher, wenn ich selber nicht Blogpunk kann, dann ich kann zumindest darüber schreiben.
 

 

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